ZOUFRIS MARACAS + DOUM TAKA Noumatrouff 01.10.22 Mulhouse

Die Gruppe des französischen Chansons mit Texten hat ein neues Album mit erneuerter exotischer Kraft geschrieben. Sie bleiben ihrem Freiheitsdrang treu, sind nah an den aktuellen Sorgen und schaffen es besser als je zuvor, die Poesie der Texte, soziales Engagement und musikalische Reisen miteinander zu verbinden.

Die Zoufris schaffen eine kreative Chemie, die in der französischen Landschaft einzigartig ist. Sie verschmelzen das französische Chanson mit afrikanischem und südamerikanischem Erbe und schöpfen sowohl aus dem Europa des Balkans als auch aus Andalusien. Aber weit entfernt von jeglicher Berechnung entsteht die Richtigkeit ihres Tons und ihres Klangs letztlich aus einer ziemlich reinen, fast naiven Suche nach rohen Emotionen.

Diese spontane Mischung, diese bordellartige Freiheit ist ihre DNA, ihre Signatur.

In einer Musikwelt, in der die Programmierung von Maschinen und Solokarrieren vorherrschen, bekräftigen die Zoufris Maracas gegen den Strom ihre Entscheidung für die Menschen. Sie sind unempfindlich gegenüber Modeerscheinungen und wirken dadurch umso atypischer und zeitloser.

Diese Vorrangstellung des Menschlichen findet sich zunächst in den Texten wieder.

Die Themen, die dem Sänger Vincent Sanchez, genannt Vince, auf den ersten Alben wichtig waren, sind heute wieder in den Vordergrund gerückt: Ökologie, Revolte gegen soziale Ungleichheit, politischer Widerstand, Freiheit, Misstrauen gegenüber jeglicher Institution usw. Kein Wunder, dass man heute einige der alten Stücke bei den jüngsten Demonstrationen hört.

Die 12 neuen Stücke auf diesem neuen Album wurden zwischen den Kapverden, Madeira und Sète komponiert. In dem wunderschönen Titel „Ihre Majestät das Meer“ scheint die Saudade aus den Tiefen des Ozeans zu kommen: Vince gelingt es, eine melancholische, kostbare Tiefe zu sublimieren, während er das heikle Thema der Migranten anspricht.

Die Trance von „Mein Freund, mein Lieber“ zielt darauf ab, durch den Tanz die Überzeugung zu teilen, dass wir angesichts der Nichtigkeit und des Staubs unseres Lebens nur brüderlich sein können.

Nach einem nächtlichen Spaziergang am Wasser taucht man mit „Bleu de lune“ in ein impressionistisches Gemälde ein, in dem die Instrumente nacheinander zum Leben erweckt werden und sich überlagern, um eine berauschende poetische Kulisse zu bilden.

Angesichts des Wahnsinns der Menschen scheint die Einladung zum Aufbruch zu den Pazifikinseln in „Maré à Lifou“ wie ein Marsch im Stil von New Orleans, der Balkansirenen und karibische Schaluppen gleichermaßen heraufbeschwört.

„Señorita politica“, das erste auf Spanisch gesungene Stück, führt uns von der kubanischen Küste zu den gefürchteten Orchestern der südamerikanischen Karibik. Es weht der Wind der aktuellen Volksrevolten, und man ertappt sich dabei, dass man am liebsten in den Chor dieses fröhlichen Ordnungsrufs an die Politiker einstimmen würde.

Aber wie üblich ist die Aussage des Sängers weit davon entfernt, nur sozial zu sein: Die Liebe in all ihren Formen herrscht hier vor.

Von den Spielen der Verführung im schön ziselierten Walzer „Café genou“ rutscht man mit „Clara“, das zu einem Gypsy-Jazz im Stil der Folies de Belleville serviert wird, auf die kuhle Liebe ab.

Mit dem kinoreifen „Explosif“ macht man schließlich die Leinen los.

Aufbrechen, uns woanders hinbringen, das ist das erfolgreiche Versprechen dieses neuen Albums der Zoufris Maracas. Auch wenn es viele verschiedene Länder gibt, die man anläuft, ist die Reise selbst eine kollektive und man hört viele verschiedene Stimmen. Neben Vince und den Chormusikern sind es die wunderbaren weiblichen Stimmen, die zu diesem Anlass eingeladen wurden (Luiza Fernandes von der Gruppe Oya, Sabrina Kerfah von der Gruppe Saf Feh und Natacha Hazon-Izard).

Andere werden vielleicht eher imaginäre Stimmen hören, die der unfreiwilligen Paten dieser proteiformen Gruppe… Die Gruppe selbst bekennt sich zu nichts und niemandem, sondern umarmt fröhlich die Schwingungen von hier und anderswo.

Dass die Einflüsse zahlreich sind, liegt auch daran, dass die Familie Zoufris Maracas vor kurzem Zuwachs bekommen hat. Die sechsköpfige Gruppe der ersten CDs wurde nämlich um drei neue Virtuosen erweitert! Als „Zoufris Maracas Super Combo“ präsentieren sie nun ihre fabelhaften Konzerte, denn diese fantastische, festliche, lustige und fiebrige Live-Band ist immer ausverkauft, wo immer sie auftritt.

Mit diesem neuen Album und der beginnenden Tournee der Super Combo, ganz zu schweigen von dem wohltuenden Einfluss des Mondes, schweben diese Wandervögel des französischen Chansons weiterhin frei …. weit… haut….

Einlass: 20.00 Uhr

Abendkasse: 23.€

http://www.noumatrouff.fr/prochains-concerts/zoufris-maracas-20h